Im Garten kann ich etwas bewegen, etwas gestalten, und zwar mit lebendiger Materie. Das fasziniert mich genau wie viele Menschen vor mir seit Jahrhunderten, oder vermutlich Jahrtausenden. Zudem kann ich als Gärtnerin im Garten Nahrungsmittel und Blumen anziehen und ernten und das befriedigt ebenso. Die eigene Beziehung zu den Lebensmitteln kann so viel intensiver sein, als wenn man sie einfach einkauft. Manchmal gibt es Überschuss, wie dieses Jahr bei den Kirschen, Mirabellen, Bohnen und Gurken. Dafür gibt es manchmal gar keine Ernte, wie in meinem Fall bei den Quitten.
Die Arbeit im Garten ist für mich auch ein wertvoller Ausgleich zum digitalen Alltag. Sich der digitalen Welt zu entziehen geht nicht, aber sich wieder ausbalancieren mittels Gartenarbeit, das geht.
Die Pflege eines Gartens schafft einen direkten Zugang zur Natur. Die Jahreszeiten und das Wetter zeigen sich und verschiedene Tiere lassen sich beobachten: so z.B. ein unerschrockener Fuchs, die vielen Molche im Teich und unzählige Vögel und Insekten. Auch unser Kater und natürlich meine Kinder halten sich im Garten auf. Sie alle benutzen ihn für ihre Zwecke und interessieren sich wenig für meine gestalterischen Absichten. Gärtnern braucht also Frustrationstoleranz und einen gelassenen Umgang mit dem Zufall. Dieses Jahr wurden zum Beispiel meine Salate fast vollständig von den Schnecken gefressen. Letztes Jahr nicht, dafür war es viel zu heiss für die Erdbeeren in meinem Dachgarten.
Meist habe ich ein Bild im Kopf, wie ich einen Gartenbereich über das Jahr sehen möchte. Ich schneide zeitig im Frühling vieles zurück, jäte, mulche, pflanze neu oder sähe aus. Kurz, ich nehme mir viel vor. Und dann wächst es mir plötzlich über den Kopf und entwickelt sich auf ganz eigene Weise. Da ich die Natürlichkeit liebe und auch, weil mir oft die nötige Zeit fehlt, belasse ich Vieles und freue mich gleichzeitig an unverhofften Entdeckungen und Pflanzkombinationen: „In diese grün-blaue Ecke hätte ich die orange Taglilie niemals hineingepflanzt!“ Aber nun ist sie da und es sieht toll aus.
Als Landschaftsarchitektin weiss ich natürlich, dass es bei der Gestaltung mit Pflanzen um das Vermitteln von Stimmungen geht. Um das Bilden von Atmosphäre. Aber es geht dabei auch um die Menschen. Sie verbringen ihre Zeit im Garten. Sie sind es, die diese ausgedachten Stimmungen empfinden. Und zwar auf ihre eigene, ganz persönliche Weise. Bei der Pflege meines Gartens geht es also nicht nur um die Beziehung von mir zu ihm, es geht um etwas Grösseres und das fasziniert mich.
Nicht zuletzt hat das Gärtnern etwas Optimistisches und Zukunftsorientiertes. Das Samenkorn, das man aussäht, keimt und wächst vielleicht über Jahre, bei Bäumen Jahrzehnte. Audrey Hepburn spricht mir deshalb aus dem Herzen, wenn sie sagt: «to plant a garden is to believe in tomorrow!»
Es würde mich interessieren, was dich zum Gärtnern motiviert. Wie ergeht es dir so übers Gartenjahr? Magst du mir mit untenstehendem Kontaktformular einen Kommentar schicken?
Liebe Grüsse Katharina