Wer lässt seine Pollen schon um Weihnachten fliegen?

Kaum werden die Tage wieder etwas wärmer, beginnt die Natur lebendig zu werden. Doch für viele Menschen bringt diese Zeit nicht nur Freude, sondern auch allergische Reaktionen: von juckenden Augen, über laufende Nasen, bis zu Asthma und Atemnot. Denn mit den ersten Blüten der Frühblüher startet auch die Pollenflug-Saison. Laut Schätzungen leidet rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung an einer Pollenallergie – mit steigender Tendenz.

Persönliche Erfahrung mit Heuschnupfen

Ich leide bereits seit der Jugend unter Heuschnupfen. Hauptsächlich setzen mir die Pollen von Birke und Hasel ab Anfang Februar zu. Im Dezember 2023, kurz vor Weihnachten, bekam ich jedoch bei nassem und äusserst stürmischem Wetter plötzlich Asthmaanfälle, die ich sonst nur von meiner Pollenallergie kenne. Ich war verdutzt und fragte mich, ob das sein könne? Als es nicht besser wurde, besuchte ich Anfang 2024 meinen Allergologen. Dieser erklärte mir, dass die Purpurerle (Alnus x spaethii) in den vergangenen Jahren immer häufiger gepflanzt worden sei – insbesondere als sogenannter Stadtklimabaum. Alnus x spaethii (das «x» seht für Hybrid) entstand aus zwei verschiedenen Erlen-Arten, nämlich der japanischen Erle (A. japonica) und der kaukasischen Erle (A. subcordata). Diese zweite Art teilt sich ihre Heimat unter anderem mit dem Persischen Eisenholzbaum (Parrotia persica), der ebenfalls zu den Klimabäumen zählt.

Es handelt sich bei Alnus x späthii also um eine Sorte, die den heutigen Anforderungen an einen robusten, klimaresistenten Baum gut gerecht wird und somit im städtischen Umfeld immer häufiger gepflanzt wird. Leider ist sie aber für Allergiker wie mich eine neue Herausforderung.

Warum blüht die Purpurerle so früh?

In der Schweiz wachsen drei einheimische Erlenarten: Schwarzerle, Grauerle und Grünerle. Die Purpurerle, die – wie gesagt – eine Züchtung ist, blüht früher als diese einheimischen Verwandten. Aber wieso?

Auf der Suche nach einer Antwort zu dieser Frage, bin ich auf der Seite von pollenundallergie.ch fündig geworden:

«Unsere Laubbäume haben sich den Jahreszeiten angepasst. Im Herbst lassen sie die Blätter fallen. Sie können so besser überwintern und Nährstoffe speichern. Sie brauchen einen Kältereiz, um den Winter zu spüren («Chilling»-Effekt). Eine Kälteperiode, üblicherweise Anfang Dezember, bewirkt dies. Nun warten sie auf den Frühling. Die Purpurerle kann dank ihrer sibirischen Gene möglicherweise mehr Frost nach dem Erblühen riskieren als beispielsweise Apfelbäume. Solche Zusammenhänge zwischen Umweltfaktoren und Genetik (Epigenetik) sind nicht nur beim Menschen, sondern auch bei Bäumen noch weitgehend unklar. Deshalb sind diese Beobachtungen äusserst spannend. Beeinflussen beispielsweise Temperatur oder Licht den Blühbeginn dieser Stadterlen? Oder ist es eine Folge der Klimaerwärmung?»

Mögliche heftige Immunreaktionen in Pflanzentscheide einbeziehen

Als Landschaftsarchitektin weiss ich, dass die meisten der in den Städten vorkommenden Bäume den Herausforderungen des Klimawandels bereits heute nicht mehr gewachsen sind. Gesucht sind Bäume für die klimaangepasste Stadtentwicklung. Die robuste Purpur-Erle kommt da ins Spiel, weil sie sich aufgrund ihrer Hitzetoleranz und Salzverträglichkeit sehr gut für urbane Standorte eignet. Auch kann sie gut geschnitten werden und erträgt verdichtete Böden gut. Tja, aber eben, ihre Pollen sind besonders aufgrund ihrer sehr frühen Blüte höchst allergen. Liebe PlanerInnen, LandschaftsarchitektInnen und überhaupt GärtnerInnen, zieht bitte diese Überlegung in eure Pflanzentscheide mit ein!

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